Ultraeffizienz für das Quartier

Die Betrachtung von Synergien zur Realisierung einer verlust- und emissionsfreien Produktion beschränkt sich nicht auf industrielle Unternehmen. Wird der Betrachtungsraum über die Unternehmensgrenze hinaus erweitert, können Wechselwirkungen zwischen Unternehmen und weiteren Beteiligten im urbanen Umfeld analysiert und optimiert werden. Denn häufig befinden sich Fabriken in einer Umgebung, die viele Möglichkeiten für Symbiosen oder Synergien bietet: So ist es auch im IBA’27-Quartier in Fellbach. Unter der Überschrift „Agriculture meets Manufacturing“ soll eine Zusammenarbeit der Nutzungsarten, industrielle Produktion, urbane Landwirtschaft und Wohnen etabliert werden, mit einem Mehrwert für alle Beteiligten. Denn die ganzheitliche Betrachtung lässt Optimierungspotenzial entstehen, welches ausschließlich gemeinsam gehoben werden kann.

Vorteile für alle Beteiligten herausarbeiten

Vernetzung und Kooperation unterschiedlicher Partner, die in direkter nachbarschaft zueinander liegen, bringen für alle Seiten Vorteile. Es lassen sich Energieverbünde schaffen, indem gemeinsame PV-Infrastrukturen effizient genutzt werden und anfallende Abwärme weitergenutzt wird. Kreislaufführung ist aktuell ein zunehmend wichtigeres Themengebiet, das durch die Schaffung von Stoffkreisläufen bei sowohl industriellen Stoffen als auch biologischen Stoffen erfolgt. Kommunen haben in gewachsenen Gebieten selten direkte Durchgriffsmöglichkeiten zur Implementierung solcher Maßnahmen. Die Motivation und Initiative der Beteiligten am Standort muss maßgeblicher Treiber für solche Veränderungen sein. Kostenoptimierung, Implementierung von Nachhaltigkeitsansätzen und die Steigerung der Attraktivität für Arbeitskräfte können bedeutende Motivatoren sein.

Ebenso wie bei einzelnen Unternehmen und Industriegebieten ist jedes Quartier, das ultraeffizient werden will, einzeln zu betrachten und zu untersuchen. Denn auch hier gilt: Der Weg zur Ultraeffizienz wird immer auf den individuellen Fall zugeschnitten. Generalisierende Lösungen kann es nicht geben, weil die Voraussetzungen ebenso unterschiedlich sind wie die Rahmenbedingungen im Quartier – und damit auch das Optimierungspotenzial und die Synergien, die erzeugt werden sollen. Allerdings können die Methoden, die zur Identifikation und Bewertung von potenziellen Maßnahmen von Fraunhofer entwickelt wurden, universell angewendet werden.

Innovative Blaupausen für die Umsetzung der Ultraeffizienz schaffen

Größtmögliche Transparenz ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für das Quartier. Bereits begrenzte Informationen erlauben eine erste Ableitung relevanter Weiterentwicklungsmaßnahmen. Jedoch bedarf es für eine belastbare Auslotung der Mehrwerte für unterschiedliche Beteiligungsgruppen, die Details zu den beteiligten Parteien. So ist es wichtig, Abwärmepotenziale und Energiebedarfe zu quantifizieren, um Symbiosen abzusichern. Gleiches gilt in allen weiteren Handlungsfeldern. Nur wenn entsprechende Angebote die Bedürfnisse der anderen Partner treffen, entsteht ein Match, bei dem alle profitieren.

Welche Potenziale der Ultraeffizienz über alle fünf Handlungsfelder hinweg möglich sind, kann anhand einiger möglicher Maßnahmen beschrieben werden, die auf viele Quartiere übertragbar sind. Sie dienen als Impuls und der Veranschaulichung und beziehen sich jeweils auf ein Handlungsfeld, – wobei die Ultraeffizienz auch in Bezug auf Quartiere den Anspruch beibehält, immer sämtliche Handlungsfelder im Blick zu haben.

Ihre Ansprechpartner

Michael Hertwig
Fraunhofer IAO
+49 711 970-2288
michael.hertwig@iao.fraunhofer.de

David Koch
Fraunhofer IPA
+49 711 970-1476
david.koch@ipa.fraunhofer.de

Fellbach ist Teil der internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart

Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) sucht nach der Zukunft des Bauens und Zusammenlebens. Das Ziel besteht darin, innovative Möglichkeitsorte zu schaffen, an denen sozial und funktional gemischte Strukturen entstehen, in denen Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit verschmelzen können. Damit feiert die IBA’27 die Stadt und vielschichtige, zukunftsfähige Nachbarschaften.

Der Ansatz von „Agriculture meets Manufacturing“ besteht darin, Fellbach als produktive Stadt zu verstehen und weiterzuentwickeln. Dabei soll es gelingen, eine urbane Produktion, die emissionsneutral, attraktiv und umweltverträglich gestaltet ist, mit urbaner Landwirtschaft, die kleinteilig, biodivers und attraktive Naherholung bietet, zu verbinden. Aus einem Nebeneinander soll ein Miteinander entstehen, das auch Wohnnutzen bietet. Dafür bietet die Ultraeffizienz Ansätze bei der Entwicklung von Maßnahmen und ihrer Bewertung.