Ziel ultraeffizienter Fabriken ist, den Einsatz an Personal, Material, Energie und Kapital so zu gestalten, dass Verschwendung minimiert, also beispielsweise Abfall, Abluft und Abwasser eliminiert und der Nutzungsgrad der eingesetzten Produktionsfaktoren maximiert werden. Ultraeffizienz bedeutet den Wechsel weg von der Wertschöpfung hin zur Wertschaffung. Für einzelne Perspektiven und Teilbereiche einer Ultraeffizienzfabrik existieren bereits Teillösungen, bisher fehlte jedoch eine ganzheitliche, umfassende Betrachtungsweise. Die Umsetzung von Maßnahmen hin zur Ultraeffizienz muss abhängig von der jeweiligen Unternehmenssituation erfolgen. Die Potenziale von Maßnahmen lassen sich im Verbund mehrerer Unternehmen häufig steigern. Außerdem können durch die Schaffung von Symbiose-Effekten oft wirtschaftliche Vorteile bei den Partnern eines Verbunds erzeugt werden.
Zur Identifikation und Nutzung von Symbiosepotenzialen muss Ultraeffizienz auf der Ebene von Industrie- und Gewerbegebieten betrachtet werden. Dann können zum Beispiel Reststoffe aus der Bearbeitung, wenn auch minimiert, von anderen Netzwerkpartnern als Roh- oder Hilfsstoffe weitergenutzt werden. Dazu ist die Kenntnis über Rahmenbedingungen und Bedarfe der Beteiligten Unternehmen nötig, was eine übergeordnete Betrachtung oder zumindest einen Austausch erforderlich macht. Dabei kann es notwendig werden, dass beteiligte Unternehmen ihre individuellen Ziele zugunsten dem übergeordneten Ultraeffizienzgedanken für das Industrie- oder Gewerbegebiet anpassen – und dafür gegebenenfalls entschädigt werden. Die gemeinsam entwickelten Ziele des Gebiets müssen bei strategischen Maßnahmen zur Erreichung der Ultraeffizienz von ansässigen Unternehmen berücksichtigt werden.
Vorteile der Zusammenarbeit entsprechend dem Ansatz der Ultraeffizienz werden mit einem Demonstrator sichtbar gemacht
Ziel des Projektes Ultraeffizienz4Industriegebiete ist die Schaffung eines Demonstrators. Dieser soll die Planung und Entwicklung ultraeffizienter Industrie- und Gewerbegebiete unterstützen. Dazu wird der bestehende Ansatz der Ultraeffizienzfabrik zur Ultraeffizienz (urbaner) Industriegebiete weiterentwickelt. Angelehnt an eine Kurzstudie aus dem Vorhaben HoliPort, in der ein Entwicklungspfad samt Maßnahmen zur Erreichung der Ultraeffizienz erarbeitet wurde, werden nun Wirkungen passender Maßnahmen vor deren Umsetzung bestimmbar gemacht. Für Verantwortliche in Unternehmen und Kommunen ist diese Abschätzung bisher schwierig und aufwändig. Dieser unnötige Aufwand kostet Zeit und Geld bei der Weiterentwicklung des im Fokus stehenden Industrie- bzw. Gewerbegebietes. Mit dem Demonstrator und seinem Methoden- und Werkzeugkasten schafft das Projekt ein digitales Ultraeffizienz-Planungswerkzeug für Industrie- und Gewerbegebiete.
Der angestrebte Demonstrator wird mehrere Funktionen vereinen:
Demonstrator-Inhalte übertragbar auf andere Standorte
Der zunächst allgemein gehaltene Demonstrator wird im Projekt an die Situation von Rheinfelden (Baden) angepasst und damit evaluiert. Der entsprechende Anwendungsfall wird durch den Projektpartner Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung Rheinfelden (Baden) eingebracht. Damit wird die Region Rheinfelden einen zusätzlichen Schub im Bereich der Ultraeffizienz erhalten. Aber auch andere Industrie- und Gewerbegebiete sollen von den Erkenntnissen profitieren und angepasste Versionen des Demonstrators nutzen können. Zur Sicherstellung der Übertragbarkeit der Ergebnisse des Vorhabens, insbesondere des Demonstrators, arbeitet das Projektkonsortium mit externen Experten und Value-Partnern zusammen. Im Anschluss an das Vorhaben wird der Demonstrator auch weiteren Industriegebieten als Planungs-, Entwicklungs- und Kommunikationswerkzeug zur Verfügung stehen.
Joachim Lentes
Fraunhofer IAO
+49 711 970‐2285
joachim.lentes@iao.fraunhofer.de
„Stakeholder-Demonstrator“: Übersicht über für das Projekt interessant und relevante Stakeholder (© Fraunhofer IAO, Hertwig)
„Übersicht-Demonstrator“: Zeigt das Zusammenwirken verschiedener Aspekte auf, wie sie im Demonstrator zusammengeführt werden sollen (© Fraunhofer IAO, Hertwig)
„Potenzieller-Demonstrator“: Darstellung einer möglichen Ausprägungsform des Demonstrators für ultraeffiziente Industrie- und Gewerbe gebiete (© Fraunhofer IAO, Hertwig; Einsatz der Abbildung © Fraunhofer, Lea Bauer)